„Lehrarchive“ der Geschichtsdidaktik. Inhalte – Orte – Subjekte – Übergänge

CfP „Lehrarchive“ der Geschichtsdidaktik Inhalte – Orte – Subjekte – Übergänge

Veranstalter
Arbeitskreis „Disziplingeschichte(n) der Konferenz für Geschichtsdidaktik; Prof. Dr. Christian Heuer (Arbeitsbereich Geschichtsdidaktik der Karl-Franzens-Universität Graz); Prof. Dr. Manfred Seidenfuß (Abteilung Geschichte und ihre Didaktik der Pädagogischen Hochschule Heidelberg) (Pädagogische Hochschule Heidelberg)
Ausrichter
Pädagogische Hochschule Heidelberg
PLZ
69120
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
21.06.2024 - 22.06.2024
Deadline
15.03.2024
Von
Manfred Seidenfuß, Geschichte und ihre Didaktik, Pädagogische Hochschule Heidelberg

Symposion des Arbeitskreises „Disziplingeschichte(n)“ am 21./22. Juni 2024 an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg

CfP „Lehrarchive“ der Geschichtsdidaktik Inhalte – Orte – Subjekte – Übergänge

Auch die theoretischen Begriffe, Konzepte und Kategorien „der“ Geschichtsdidaktik lassen sich als Produkte sozio-epistemischer Praxen analysieren (vgl. Van Reeth & Heuer 2023). Damit solche Episteme jedoch zu Wissensordnungen für andere werden können, bedarf es der Zirkulation und Verbreitung in unterschiedlich medial-codierten Formen und durch unterschiedliche Praktiken. Auch die Ordnungen der Geschichtsdidaktik müssen also ins „Wahre“ gerückt werden (vgl. Etzemüller 2023), damit sie ihre disziplinierenden und subjektivierenden Funktionen erfüllen können. Sie müssen in erster Linie als solche „wahren“ Ordnungen von jemand anerkannt werden, um Realitäten zu sein.

Diese Verbreitung erfolgt in akademischen Disziplinen im Kontext von Forschung, durch Einführungen, Handbücher, wissenschaftliche Artikel, Auftritte auf wissenschaftlichen Kongressen und Tagungen und durch die vielfältige Praxis der Lehre, für „die“ Geschichtsdidaktik in erster Linie im Kontext der ersten und zweiten Phase der Lehrer:innenbildung, auf den Bühnen von Universitäten, Hochschulen und denen der einschlägigen staatlichen Seminare. Es sind dies die Orte, an denen darüber entschieden wurde und nach wie vor entschieden wird, ob die „Theorie für die Praxis“ (Bergmann & Rüsen 1978) der verschiedenen Professionals überhaupt ihre Wirkung entfalten konnte und kann. Wenn also vor längerer Zeit gefragt wurde, ob die Kategorie des Geschichtsbewusstseins den Status einer „Leerformel“ nicht verlassen hätte (Rohlfes 1986), könnte dies auch damit zusammengehangen haben, dass selbst zentrale Kategorien nicht zu „Lehrformeln“ an den jeweiligen Standorten geschichtsdidaktischer Lehre modelliert werden konnten und sollten.

Lehrende haben also in unterschiedlicher Ausprägung Macht darüber zu entscheiden, ob das „neue“ Wissen in die Leitzordner, Vorlesungsskripte und die Seminarthemen übergeht, eventuell zum Prüfungswissen und zum Hausarbeitsthema nobilitiert wird oder ob die Katheder der Hörsäle und Fachkonferenzen dazu genutzt werden, das Alte gegen das Neue zu verteidigen. Gleichzeitig sind die Orte geschichtsdidaktischer Lehre aber auch solche, an denen das Neue überhaupt erst als Idee entstehen kann, sind es Möglichkeitsräume und Experimentierfelder, die sich in der Kommunikation zwischen den Teilnehmer:innen entwickeln.

Lehrangebote, Vorlesungsverzeichnisse, Protokolle von Fachkonferenzen, Lehrunterlagen und Vorlesungsskripte, Prüfungsthemen und Korrekturen, selbst die Gestaltung von Seminarräumen, Arbeitszimmern, Mitschriften von Student:innen können so gleichermaßen als Quellengrundlage genutzt werden, um die geschichtsdidaktische Lehrpraxis disziplingeschichtlich zu vermessen und Beitragsthemen anzuregen. Die beiden Literaturwissenschaftlerinnen Rachel Sagner Buurma und Laura Heffernan zeigten mit „The Teaching Archive“ (2021) die Vielfalt an Themen und Zugangsweisen zu den Lehrarchiven der Wissenschaften auf und stellten Wissenschaftler:innen an Orten vor, an denen sie in der Wissenschaft weitgehend unbekannt waren, im Hörsaal, im Arbeitszimmer oder am Telefon.

Mit diesem Symposion wollen wir Neues über Geschichtsdidaktiker:innen und Geschichtsdidaktisches anregen. Es sagt etwas über Wissenschaftler:innen aus, freilich in Abhängigkeit von Quellenlage und Zugangsweise, wenn sie zu Lehrpersonen werden bzw. gemacht werden, denen bei der Vorbereitung, der Durchführung, der Reflexion der Lehre oder bei der Begleitung von Lehrprodukten und dem Prüfen und Korrigieren „über die Schulter“ geschaut wird. Schwerpunkt soll dabei der deutschsprachige Interaktionsraum, v.a. Österreich, die Schweiz, DDR und BRD, sein, möglich wären aber auch Beiträge zu internationalen Orten geschichtsdidaktischer Hochschullehre.

Um weitere Perspektiven für die Arbeit im Arbeitskreis „Disziplingeschichte(n)“ zu entwickeln, wird in einer Diskussionsrunde die Frage nach neuen Erkenntnismöglichkeiten und Erkenntniswegen disziplingeschichtlicher Forschung mit den Teilnehmenden diskutiert. Zu welchem Zweck und auf welchen Horizont hin sind Disziplingeschichten sinnvoll und inwiefern können sie anschlussfähig werden für eine Geschichtsdidaktik, die schon immer transdisziplinär verortet war, dies aber nicht immer relektiert(e) und kultiviert(e).

Zu diesem Zweck laden wir Sie herzlich ein, sich mit thematisch-gebundenen Papers an dem geplanten Symposion zu beteiligen. Hierfür senden Sie bitte ein Abstract (max. 2500 Zeichen, inkl. Leerzeichen) sowie einen Kurz-Lebenslauf spätestens bis zum 15. März 2023 an christian.heuer@uni-graz.at und manfred.seidenfuss@ph-heidelberg.de.

Literatur:

Bergmann, K. & Rüsen, J. (Hrsg.) (1978). Geschichtsdidaktik. Theorie für die Praxis. Düsseldorf 1978.

Etzemüller, T. (2023). Revolution oder Verschiebung? Das Neue als inszeniert Nicht-Neues. Ein Fallbeispiel aus wissenschaftssoziologischer Perspektive. In: F. Jaeger & S. Voßkamp (Hrsg.), Wie kommt das Neue in die Welt? Kreativität und Innovation interdisziplinär. Abhandlungen zur Medien- und Kulturwissenschaft (S. 213-228). Berlin/Heidelberg; https://doi.org/10.1007/978-3-662-65196-4_12

Rohlfes, J. (1986). Geschichtsbewußtsein. Leerformel oder Fundamentalkategorie? In U. A. J. Becher & K. Bergmann (Hrsg.), Geschichte – Nutzen oder Nachteil für das Leben. Sammelband zum 10jährigen Bestehen der Zeitschrift „Geschichtsdidaktik“ (S. 92.95). Düsseldorf.

Sagner Buurma, R. & Heffernan, L. (2021). The Teaching Archive. A New History for Literary Study. Chicago/London.

Van Reeth, H. & Heuer, C. (2023). „Das ging wirklich mit der Theorie los.“ Möglichkeiten und Grenzen theoretischer Forschung in der Geschichtsdidaktik. Zeitschrift für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften 14(1), S. 95-113.

Kontakt

Prof. Dr. Manfred Seidenfuß
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Geschichte und ihre Didaktik
Keplerstraße 87
69120 Heidelberg

Univ.-Prof. Dr. habil. Christian Heuer Arbeitsbereich Geschichtsdidaktik Institut für Geschichte
Karl-Franzens-Universität Graz Heinrichstraße 26/II
8010 Graz

Kontakt

christian.heuer@uni-graz.at und manfred.seidenfuss@ph-heidelberg.de.

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Deutsch
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